Im Interview mit dem der Bayerischen Staatszeitung hat IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen auf die bereits spürbaren Folgen der schleppenden Umsetzung der Energiewende hingewiesen. Driessen erklärte, auch die IHK stehe voll und ganz hinter der Energiewende. Gleichwohl sei mittlerweile allen Beteiligten klar, dass es an Lösungen fehle, um folgende Kernprobleme in den Griff zu bekommen: Netzausbau, Stromspeicherung und steigende Kosten. Die Politik, sagte Driessen weiter, habe diese Dinge klar erkannt. Es gebe auch schon erste Fortschritte wie das Gesetz für den schnelleren Netzausbau. Insgesamt fehle der Politik aber die Kraft, etwas zu ändern.
Folglich würden sich die Kosten für Verbraucher und Unternehmen weiter auftürmen. Driessen rechnete vor, dass die Netzengelte um 20 bis 30 Prozent und die EEG-Umlage auf 6 bis 7 Cent steigen würden – mit erheblichen Nachteilen für den Wirtschaftsstandort.
„Erweiterungsinvestitionen finden definitiv woanders statt“, betonte Driessen. Die niedrigen Energiekosten in den USA seien für heimische Firmen ein hoher Anreiz, Produktion zu verlagern. Driessen nannte Beispiele namhafter Firmen Oberbayerns, die ihre Energieversorgung jetzt in Eigenregie regeln würden. Auch beim Thema Versorgungssicherheit sieht er keinen Grund zur Beruhigung. Konventionelle Kraftwerke zur Absicherung der Grundlast rechneten sich derzeit nicht. Klagen betroffener Kommunen bedrohten die rechtzeitige Realisierung der Thüringer Strombrücke, die Driessen zufolge bis Ende 2015 stehen muss, um den Ausstiegsfahrplan einzuhalten: Die Thüringer Strombrücke soll den Windstrom aus dem Norden importieren, der nötig ist, um das Abschalten des Kraftwerks Grafenrheinfeld I zu kompensieren. Um die Gesamtlage zu entschärfen, schlug Driessen vor, möglichst viel Energie zu sparen. Ein wichtiges Feld sei hier die Gebäudesanierung. Auch die Verbraucher könnten dazu beitragen, Lastspitzen im Netz zu verringern. Es gelte, mit tariflichen Anreizen einen energieschonenden Konsum- und Lebensstil zu fördern.