„Kommunalpolitik findet nicht zur Wahlkampfzeit statt, sondern in der Zeit dazwischen. In dieser Zeit werden die Weichen für die Stadtentwicklung in den nächsten Jahrzehnten gelegt“. So begrüßte der BfP-Vorsitzende Erich Sczepanski die Gäste zur Diskussionsrunde in der nun wieder aufgenommenen Reihe

„BfP im Dialog über Kunst, Kultur, Gesellschaft und Politik“

mit der Frage

Wie soll ein lebenswertes Penzberg in den nächsten Jahrzehnten ausschauen?

Weiterentwicklung der Innenstadt Penzberg

In seinem Eingangsstatement referierte Armin Jabs (Fraktionssprecher der BfP) das letzte Wahlprogram der Wählergruppe, das damit – so Sczepanski – auch zur Diskussion gestellt wurde. Der Gastreferent Dr. Ulrich Giesecke, seit 1992 in Penzberg wohnhaft, entwickelte seine Vision einer vor allem als Fußgängerzone entwickelten Innenstadt. Monika Uhl, Vertretern der Initiative „Pro Innenstadt“ bestätigte den Strukturwandel der Stadt. Die Geschäfte für den täglichen Bedarf (Lebensmittel) haben sich an den Ortsrand verlagert. Weitere Geschäfte stehen kurz vor der Schließung. Wenn man nicht mit „zugenagelten Schaufenstern“ leben wolle, so der Moderator Sczepanski, müsse gemeinsam mit den Bürgern und insbesondere mit den Betroffenen überlegt werden, wie die Innenstadt weiter attraktiv bleiben könnte, und was die BfP und ihre Stadtratsfraktion dazu unterstützend beitragen könnten. Die parteipolitisch ungebundene BfP könne diese Diskussion auch ohne ideologische Vorgaben führen.

Quelle: Homepage Süddeutsche Zeitung – Screenshot

Liselotte Schlossbauer vom Denkmalschutzverein und Seniorenbeirat wies als erste Wortmeldung mehrfach darauf hin, dass Penzberg noch in den 60er Jahren eine „sehr arme Stadt“ gewesen sei, die weder eine Realschule noch ein Gymnasium gehabt hätte, um zum Ende ihres Beitrags den Umbau des Cafes am Rathausplatz zu beklagen. Nun gäbe es nicht einmal mehr etwas für die Senioren, um schön zusammen sitzen zu können. Jabs verwies auf den geplanten Seniorentreff im Pfarrzentrum sowie die bestens vertakteten innerstädtischen Buslinien.

Angesprochen und auch emotional diskutiert wurde die Wartezeit beim Schließen der Bahnschranke, die bei Einführung des von der BfP geforderten S-Bahn-Taktes doppelt so oft erfolgt (Sczepanski: „alle 15 Minuten für 5 Minuten geschlossen“) und ein bereits vom Stadtrat beschlossenes zweites Bahngleis erforderlich macht. Damit stellt sich – so BfP-Mitglied Hermann Weinrich – die Frage, ob der Zugang zum zweiten Gleis über oder unter den Schienen erfolgen könne, denn eine niveaugleiche Querung sei aus Sicherheitsgründen nicht zulässig. Daher müssten am Bahnhof entweder die Schienen oder die Straße tiefer gelegt werden. Eine Tieferlegung der Straße sei (nur) in Fortsetzung der Philippstraße möglich.

Die Diskussion bewegte sich dann zunehmend um die von Giesecke vehement geforderte Fußgängerzone. Für eine Verkehrsverlagerung schlug Giesecke mehrere Varianten vor – die Umleitung der Karlstraße über die Bichler Straße / Am Schloßbichl, einen Tunnel durch den Schachthügel (Sczepanski: „der besteht im Nordwesten aus brüchiger Molasse mit Kohleschichten, durchlöchert wie Schweizer Käse, und im Süden und Osten aus dem Abraumschutt der ersten Bergwerksjahre – also schwierigem Tunnelgelände“) und die Umleitung der Bahnhofstraße über den Bahnbogen am Halbmond oder eine Untertunnelung der Bahnhofstraße selbst. Giesecke verwies dagegen auf die Tunneldiskussion in Weilheim, das müsse auch in Penzberg möglich sein. Uhl sieht Gieseckes Vorschläge skeptisch. „So wie ich das in der Kommunalpolitik bisher miterlebt habe, glaube ich nicht, dass ich noch erleben werde, wie die Penzberger Innenstadt in eine Fußgängerzone verwandelt wird“, sagte die 47-Jährige. Uhl verwies mehrfach auf die guten und regelmäßigen Kontakte mit den politischen Entscheidungsträgern, um die von Allen angestrebte Attraktivität der Innenstadt zu erhöhen Zudem wurde darauf verwiesen, dass der Bahnbogen für die Landesgartenschau beplant werde. Die ehemalige Trasse der Bergwerksbahn sei auch die einzige Alternative, um den Individualverkehr zum Nonnenwald – bis 2035 sind über 12.000 Fahrzeuge täglich zu erwarten – [1] durch einen leistungsfähigen Schienennahverkehr („Stadtbahn“) zu ersetzen und müsse daher erhalten bleiben. Ein weiterer Teilnehmer forderte dann auch eine Verlängerung über Quarzbichel bis nach Wolfratshausen auf der Trasse der früheren Isartalbahn, um die Verbindung nach Norden zu verbessern.

Die Frage des Moderators, was denn am „Verkehr in der Innenstadt“ so störe – ob das vor allem Abgase und Lärm der Verbrennungsmotoren wäre, und ob beim absehbaren Wechsel auf E- und Hybrid-Antriebe die Störung nicht vorbei sei, wurde von den Teilnehmern nicht beantwortet. Weiter wurde der Vorschlag in den Raum gestellt, die Parkplätze vermehrt mit Ladestationen auszustatten und den Strom dazu aus Photovoltaik-Anlagen an Laubengängen über den Parkplätzen und Fußwegen an den Straßen und am Stadtplatz zu gewinnen.

Optiker Jörn Millan – zweiter Vorsitzender von Pro Innenstadt – sah in seinem Schlusswort die Möglichkeit, direkt vor dem Laden an der Bahnhofstraße zu parken, einen der Penzberger Vorteile schlechthin. „Ich habe viele ältere Kunden. Die, die schlecht zu Fuß sind, können mit dem Auto direkt vor dem Laden parken, es sind nur wenige Schritte.“

Weinrich appellierte abschließend an alle Anwesenden, sich mit konkreten Ideen, Geduld und dem Willen zum Dialog an einen Tisch zu setzen. „Nur so kann etwas daraus werden.“

Auf die Frage des Moderators, ob denn die Diskussionsreihe „BfP im Dialog“ weiter geführt werden solle, waren alle Anwesenden einhellig für eine Weiterführung.

Erich Sczepanski
1. Vorsitzender


[1] Vgl. Penzberger Merkur, Hinweis auf Verkehrsuntersuchung Roche-Ausbau: Gutachter beleuchten Folgen (merkur.de) vom 01.04.2022

Link: Bericht in der Süddeutschen Zeitung vom 01.05.2022